kuckuck. notizen zur alltagskultur 2/24: #fairarbeiten
Der Wert von Arbeit ist umstritten – in historischen wie gegenwärtigen, parteipolitischen wie zivilgesellschaftlichen, akademischen wie alltagskulturellen Diskursen. Er stellt zugleich eine Grundkategorie von (Erwerbs-)Arbeit in kapitalistischen Gesellschaften dar. Die Tauschbeziehung zwischen Arbeitskraftverkäufer:in und Arbeitskraftkäufer:in wird in erster Linie monetär ausgeglichen: Arbeit für Geld. Neben dieser finanziellen Form sind weitere Arten von Anerkennung notwendig, um die Bedürfnisse der Arbeitskraftverkäufer:in zu erfüllen; etwa Sicherheit, Wertschätzung, Sichtbarkeit, Prestige. Neben dem Erwerb von ökonomischem Kapital erhalten gewisse Berufsfelder (bsp. Kunst, Kultur, Wissenschaft) und auch Freiwilligenarbeit symbolisches Kapital - bleiben dennoch in prekären Arbeitsverhältnissen verhaftet.
Der #fairarbeiten-kuckuck fragt nach dem Verhältnis von Fairness und Arbeit vor dem Hintergrund aktueller Transformationen der Arbeitswelt. Der Blick richtet sich auf vielfältige Bereiche und Akteur:innen: produktive und reproduktive Arbeit, Lohn-Arbeit und Care-Arbeit, schlecht oder gar nicht bezahlte Praktika, Freiwilligenarbeit und Ehrenamt, prekäre Selbstständigkeiten; von Zusteller:innen bis zu Reinigungskräften, von Kultur- bis zu Fließbandarbeiter:innen, von Kopfarbeit bis Handarbeit.
Prekarität ist überall. Mehr, schneller, effizienter produzieren folgt den Prämissen der Moderne. Subjektivierung und Flexibilisierung erfahren Zuspruch und bewirken tendenziell das Auflösen der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben. Unterschiedliche Achsen der Ungleichheit konvergieren: Rassismus, Klassismus, Sexismus, Alter. Die (Re-)Produktion von (un-)gerechten Arbeitsverhältnissen wird durch Mehrfachdiskriminierung, befristete Arbeitsverträge, fehlenden Arbeitsschutz, niedrige Entlohnung, Leiharbeit, Flexibilisierung in Bezug auf Arbeitszeit, -ausmaß und -ort vorangetrieben.
In der #fairarbeiten Ausgabe des kuckucks stehen Fragen um atypische Erwerbsverhältnisse gekennzeichnet von einer politischen Ökonomie der Ungewissheit, um gerechte und ungerechte Tauschbedingungen im Zentrum.
Welchen Wert hat Arbeit? Was ist faire Arbeit? Was ist fairer Lohn („Fair Pay“), was fairer Arbeitsschutz?
Wie gelingt faire Behandlung am Arbeitsplatz ohne jegliche Diskriminierung?
Wie verändern Rekonfigurationen in der Arbeitswelt Gesellschaftsentwürfe?
Wie werden Dynamiken, die Selbstausbeutertum fördern, aber kollektive Widerstände gegen Arbeitsregime und Arbeiter:innenkämpfe hindern zu scheinen, verhandelt?
Wie steht es um Selbstverwaltung der Arbeitnehmer:innen und Gewerkschaften?
Welche Kämpfe ergeben sich um faire Verteilung von Care-Arbeit in und außerhalb des Arbeitsplatzes?
Welche Auswirkungen haben Prekarität, Austerität, (Langzeit)Arbeitslosigkeit?
Welche Rolle spielt Digitalisierung? Wie steht es um Möglichkeiten, dass uns die Arbeit durch Automatisierungsprozesse und künstliche Intelligenz abhandenkommt?
Wird arbeiten in Zukunft ein Privileg sein?
Wir freuen uns auf empirische, essayistische, künstlerische, aktivistische sowie konzeptionelle Beiträge zu #fairarbeiten. Um elektronische Einreichung der Abstracts (max. 150 Wörter) sowie einer kurzen Biographie bitten wir bis zum 23. Februar 2024 an kuckuck@uni-graz.at.
Das Abgabedatum für die Beiträge ist der 31. Juli 2024. Die Beiträge sollten nicht länger als 25.000 Zeichen inklusive aller Verweise sein und durchlaufen einen kollaborativen Review-Prozess durch die kuckuck-Redaktion.
Weitere Informationen für Autor:innen finden Sie auf der Website: https://www.kuckucknotizen.at/kuckuck/index.php/vorschau_autorinnen